otto ruehle
Otto Rühle | Maler

OTTO RÜHLE


geb. 3.07.1909 in Freudenstadt, gest. 13.06.1996 ebenda


Von früher Jugend an waren für Otto Rühle Musik und Malerei die wesentlichen Triebkräfte, die seine Entwicklung bestimmten. Auf die Schulzeit folgte eine Lehre als Keramikmaler. Fast gleichzeitig begann die Ausbildung im Violinspiel. Nach einigen Semestern an der Musikhochschule in Stuttgart war er jahrelang im Philharmonischen bzw. Landesorchester in Stuttgart als Geiger und zuletzt auch als Konzertmeister tätig. Daneben setzte er seine Zeichenstudien bei verschiedenen Künstlern fort, unter welchen Prof. Nuss hervorzuheben wäre.

 

Der Krieg begann für ihn am 1. Sept. 1939 und endete nach dreijähriger Gefangenschaft im Juli 1947. Während der Stacheldrahtzeit hat Prof. Krenz seine Malstudien entscheidend gefördert. Er setzte sie an der Freien Kunstschule in Stuttgart fort.

 

Seinen Lebensmittelpunkt hatte er danach in Freudenstadt. Hier führte er fünfundzwanzig Jahre lang Mal-und Zeichenkurse am hiesigen Volksbildungswerk durch. Außerdem wirkte er als Musikpädagoge. Er trat in unzähligen Kammermusikabenden im „Kreis der Musikfreunde“ als vorzüglicher Geiger vor ein immer begeistertes Publikum.


Als Maler und Zeichner stellte er in Stuttgart, Köln, Erlangen, Böblingen, Tübingen und Baden-Baden aus. Auch beteiligte er sich regelmäßig an Ausstellungen der Künstlergemeinschaft „Das Quadrat“ in Freudenstadt deren Mitbegründer er war. Als Mitglied im Württembergischen Kunstverein in Stuttgart war er unter seinen Kollegen anerkannt.


Trotz früher Orientierung am Impressionismus interessierte er sich auch für die mannigfachen Ausdrucksmöglichkeiten späterer Stilrichtungen.


Persönlicher Kontakt zu Max Ackermann ließen ihn Zusammenhänge zwischen der abstrakten Malerei und der absoluten Kunst der Musik erkennen. Dabei war ihm klar geworden, dass die Gesetze des Kontrapunktes, die Spannung zwischen Harmonie und Disharmonie, in beiden Künsten als tragende Elemente der Komposition die großen Formen bestimmen...


Basis seiner Malerei, ob im Ölbild oder im Aquarell, war immer seine Naturverbundenheit und seine Liebe zum Heimatlichen. Ob er Menschen oder Landschaft darstellt, ob er Stilleben malt, stets entscheidet die innere Beziehung des Künstlers zum Gesehenen und Erlebten über die farbformale Intensität des Werkes. Er lernte mit der Farbe zu musizieren, nach Klangwerten Farbsetzungen vorzunehmen, ohne sich ins Romantische zu verlieren. Er hat sich anderen Malern nie wirklich angenähert. Aber er war klug genug Impulse, die ihn in Bildern moderner Meister interessierten, in seiner Art aufzunehmen und sie zu sich hin zu verwandeln. Der daraus resultierende malerische Realismus, der seine künstlerische Arbeit kenntlich macht, stempelt ihn in eindeutiger Weise zu einem Künstler des deutschen Südwestens, wo er sich ja auch heimisch fühlt. Dazu gehört auch seine konsequente Beschäftigung mit den Eigenschaften des Farblichts, aus denen die Fülle der harmonischen Klänge entsteht...


Professor Günther Wirth, Stuttgart, zitiert aus: Otto Rühle „Das Quadrat“ und die Kunst im Südwesten, Stuttgart 1995.